Hofgut Sickertshofen
Geschichte mit Seele, Zukunft mit Wurzeln

Wer durch das idyllische Sickertshofen in der Gemeinde Schwabhausen spaziert, ahnt kaum, welch bewegte Geschichte sich hinter den Mauern des Hofguts verbirgt. Seit mehr als einem Jahrtausend prägt dieser Ort die Landschaft, die Menschen – und die Erinnerung.

740–859 – Die Anfänge im frühen Mittelalter
Bereits im Jahr 740 – zur Zeit der fränkischen Expansion – soll ein römischer Söldner als Anerkennung für seine Dienste ein Stück Land im Dachauer Land erhalten haben. Diese frühe Schenkung markiert den Beginn einer langen bäuerlichen Nutzung des Areals.
Die erste urkundlich gesicherte Erwähnung stammt aus dem Jahr 859. Schon damals spielte Sickertshofen eine bedeutende Rolle: sowohl als landwirtschaftlich genutzter Ort als auch als Teil kirchlicher Strukturen.

938–1803 – Kirchlicher Besitz und geistliches Zentrum
Ab 938 war das Hofgut im Besitz des Bistums Freising. Im Jahr 1376 übernahm das Augustiner-Chorherrenstift Indersdorf das Anwesen. In dieser Zeit blühte das Gut auf und entwickelte sich zu einem zentralen Versorger im Dienste des Klosters.
Ein Höhepunkt dieser Epoche: der Bau der Dreifaltigkeitskapelle, vermutlich im 14. Jahrhundert errichtet, 1524 erstmals erwähnt. Ihre gotischen Fresken – darunter das Letzte Abendmahl und die Ölbergszene – zählen zu den bedeutendsten Kunstschätzen der Region.

1803–1926 – Säkularisation und Verfall
Mit der Säkularisation 1803 wurde das Hofgut verstaatlicht. Es wechselte in den folgenden Jahrzehnten mehrfach den Besitzer. Die einst florierende Hofanlage verlor an Bedeutung, und auch die Kapelle verfiel zunehmend.

1926–1945 – Neuanfang mit Albert und Ida Loock
Ein neues Kapitel beginnt 1926: Albert und Ida Loock aus Kleve am Niederrhein erwerben das heruntergewirtschaftete Gut. In einem Brief beschreibt Albert den Zustand:
„Sämtliche Dächer waren marode, neun große Eichen rund um den Hof gefällt, der Wald abgeholzt, die Tiere krank.“
Mit Mut und unternehmerischem Geist baut Albert Loock den Hof wieder auf:
- Er etabliert eine erfolgreiche Rinder- und Schweinezucht
- Führt als einer der Ersten Zuckerrüben im Landkreis ein
- Arbeitet mit IG Farben an landwirtschaftlichen Feldversuchen
- Ida Loock bewirtet Gäste in der historischen Bauernstube
Albert engagiert sich zudem im Gemeindeleben – als Vorsitzender des TSV Schwabhausen initiierte er 1930 den Bau der ersten Turnhalle (heute JUZ).

1945–1986 – Krieg, Wiederaufbau und geistliches Engagement
Nach dem Krieg sind Haus und Kirche voller Flüchtlinge. Der einzige Sohn Josef Loock kehrt schwer verwundet von der Front zurück. Er setzt sich unermüdlich für den Erhalt der Hofkapelle ein.
Käthe Loock, seine Frau aus dem evangelisch geprägten Coburg, organisiert ab den 1950er Jahren evangelische Gottesdienste auf dem Hof. Die Christvesper, die sie ins Leben ruft, wird zur jährlichen Tradition weit über Schwabhausen hinaus.
1981 wird die Kapelle offiziell von der Erzdiözese an Josef Loock übertragen. 1986 folgen aufwendige Renovierungsmaßnahmen, u. a. die Freilegung der gotischen Fresken und der Einbau von Solnhofer Platten.

1976–1995 – Landwirtschaftlicher Wandel und Generationenwechsel
1976 wird die Milchviehhaltung aufgegeben, stattdessen konzentriert man sich auf Rinder- und Schweinemast.
1995 übernimmt Ulrich Loock (Jg. 1954) den Betrieb von seinem Vater Josef.

Ab 1988 – Die Kürbiskönigin Walburga Loock und das Fest für die Sinne
Walburga Loock, Ehefrau von Ulrich, beginnt Ende der 1980er Jahre mit dem Anbau von Kürbissen. Was als Experiment beginnt, entwickelt sich zu einem Alleinstellungsmerkmal:
- Über 120 Sorten wachsen heute im Herbst auf dem Hof
- Ihre Bücher und Rezepte finden große Resonanz
- Mit einem Augenzwinkern wird sie zur „Kürbispäpstin Europas“
Seit 2003 findet jedes Jahr das „Kunst & Kürbis“-Fest statt – mit Handwerk, Musik, Kulinarik und Kunst in herbstlicher Farbenpracht. Ein Publikumsmagnet für Tausende Besucher.

Ab 2011 – Der Wandel zum Ort der besonderen Momente
Der ehemalige Rinderstall wird ab 2011 liebevoll zu einer stilvollen Eventlocation umgebaut, Der Gewolbesaal.
2021 kommen zwei elegante Räumlichkeiten hinzu:
- Die Beletage, stilvoll und hell
- Die Orangerie, mit Blick ins Grüne
2025 wird das Angebot um ein charmantes Getting Ready Apartment erweitert – für entspannte Vorbereitungen und besondere Momente vor dem Fest.

Ab 2021 – Neue Generation, neue Perspektiven
2021 übernimmt Stephan Loock (Jg. 1986) den Hof. Unter seiner Leitung wird Sickertshofen zu einem Ort, der Tradition und Zukunft vereint:
- Nachhaltige Landwirtschaft mit regionalem Fokus
- Denkmalpflege und kulturelle Veranstaltungen
- Solaranlagen, Biogasanlage und Kürbisvielfalt
Ein kreatives Zentrum für Kunst, Natur und Begegnung.
Ein Ort, der bleibt – in Wandel und Beständigkeit
Hofgeschichte von Sickertshofen
Das Gelände des heutigen Sickertshofen wurde ursprünglich einem ehemaligen römischen Söldner zum Dank für seine Dienste vermacht.
938 bis zum Beginn des 14.Jahrhunderts war es im Besitz des Hochstifts Freising, ab 1376 und bis kurz vor der Säkularisation gehört „Sickershoven“ – bestehend aus 1 ½ Hofstellen und drei sogenannten Sölden, (1/8 Höfen) sowie der Hofkirche – dem Augustiner Chorherrnstift Indersdorf.
Seit der Abschaffung der Grundherrschaft im Jahre 1848 fiel der Hof immer wieder in neue Hände.
1908 verkaufte der Landwirt Johann Kistler das Gut an Philipp Fellmann und seine Frau Marzella, Tochter des Dachauer Notars Rothballer. (Bild Kutsche von 1915)
Allerdings wurde es unter deren Ära heruntergewirtschaftet, zugleich fühlte sich die Notarstochter nicht wohl in ihrer Rolle als Bäuerin (nach Ausage ihrer Enkelin), so dass es am 9.April 1926 an Albert und Ida Loock aus Kleve/ Niederrhein verkauft wurde.
Ein Brief Alberts an seine Nachkommen gibt Zeugnis vom damaligen Zustand:
„Sämtliche Dächer waren marode, neun große Eichen rund um den Hof gefällt, der Wald komplett abgeholzt, und die Tiere, die noch im Stall waren, hatten Maul- und Klauenseuche…
Albert Loock baute den Hof wieder auf: er betrieb eine erfolgreiche Rinder-und Schweinezucht, war einer der ersten Zuckerrübenanbauer im Landkreis und machte im Auftrag des Düngemittelherstellers IG Farben Feldversuche. Die Herren der Firma kamen alljährlich zur Begutachtung der Feldparzellen und wurden im Anschluss in der großen Bauernstube – der einzigen im Landkreis Dachau aus alten Zeiten – von Ida bewirtet.
Albert Loock wurde zum Vorsitzenden des des TSV Schwabhausen gewählt und errichtete zusammen mit engagierten TSV-Mitgliedern 1930 die erste Turnhalle in der Gemeinde, heute das Kinder- und Jugendzentrum JUZ.
Die Wirren des 2.Weltkrieges trafen die Familie schwer: der einzige Sohn Josef, Jgg. 1926, kam schwer verwundet von der Russlandfront. Am Ende des Krieges waren nicht nur in jedem Zimmer des Hauses, sondern auch in der Kirche Flüchtlingsfamilien untergebracht.
Die Vertriebenen fanden auf dem Hof Arbeit. All die Jahre hatte sich Josef Loock mit großem ideellen und finanziellen Engagement für den Erhalt der kleinen Hofkirche eingesetzt.
Käthe Loock, Jgg.1926 aus dem – evangelisch geprägten – Coburg sorgte für evangelische Sonntagsgottesdienste, und gab so den vielen evangelischen Vertriebenen eine neue geistige Heimat. Kinder wurden hier getauft, und eine evangelischen Christvesper ins lebengerufen,, die wegen der heimeligen Atmosphäre noch heute Besucher anzieht – auch weit über Schwabhausen hinaus.
So war es nachvollziehbar, dass die Erzdiözese 1981 die Kirche vertrauensvoll in die Hände von Josef Loock legte.
Abgestimmt mit dem Landesamt für Denkmalschutz führte er 1986 aufwendige Renovierungsarbeiten durch. Fresken wurden freigelegt, das Gemäuer Meter für Meter unterfangen und der Dachstuhl erneuert…; der alte Ziegelboden wurde durch Solnhofer Platten ersetzt.
Auch in der Landwirtschaft hatte sich einiges geändert:
1976 waren Milchviehhaltung und Schweinezucht aufgegeben und durch Rinder-und Schweinemast ersetzt worden.
Hofübergabe an Ulrich Loock, Jgg.1954 erfolgte im Jahr 1995.
Hofübergabe an Stephan Loock, Jgg,1986 erfolgte im Jahre 2021.
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